Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V.

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Wir engagieren uns für die Natur.

Seeschwalbe ahoi! - Die Biologische Station brachte Brutflöße aus

Ende April an einem Senkungsgewässer bei Rheinberg. Von oben ist ein lautes und durchdringendes "kirrrii-kirrrii" zu hören. Aha, sie sind also tatsächlich schon da, die Flussseeschwalben, deren Vorkommen in NRW unmittelbar mit den Aktivitäten von Artenschützern zusammenhängt. Und genau wegen dieser Aktivitäten sind wir, vier Mitarbeitende der Biostation Wesel-Krefeld, hierher gekommen: Wir wollen eine Nisthilfe für die Seeschwalben ausbringen.

Foto: Fliegende Flussseeschwalbe Foto: Gelege der Flussseeschwalbe Foto: Flussseschwalbe auf einem Floß

Der mit den Möwen verwandte, mittelgroße Vogel brütet mit etwa 170 Paaren in Nordrhein-Westfalen und gehört damit zu den selteneren Arten des Landes. Fast der gesamte Bestand konzentriert sich auf die Kreise Wesel und Kleve, nur wenige Paare kommen an der Weser vor. Vor den Küsten Afrikas überwinternd, kehren die Seeschwalben im Frühjahr zurück in die mittel- und nordeuropäischen Brutgebiete und suchen nach Brutplätzen. Als typischer Pionier ist die Flussseeschwalbe darauf eingestellt, jedes Jahr in einer anders aussehenden Landschaft zu brüten. Denn der Vogel lebte hier schon zu Zeiten, als der mächtige Vater Rhein wie all seine Brüder, Schwestern und sonstigen Verwandten noch ungehindert seine Schleifen durch das Land zog. Kein Deich, keine Uferbefestigung, keine Flussbegradigung zähmte die Kraft des Wasser, sodass sich die Landschaft alljährlich, z. B. mit Hochwasserereignissen, veränderte. Für die Seeschwalbe kein Problem, sie nistete auf den sich immer wieder neu bildenden Kies- und Sandbänken. Aber diese Zeiten sind längst vorbei, Flüsse und Ströme begradigt, befestigt, ausgebaut. Zudem herrscht Freizeitdruck entlang der wenigen verbliebenen unverbauten Uferabschnitte. Keine guten Zeiten für Seeschwalben, zumindest in NRW gibt es derzeit keine natürliche Brutplätze mehr (von gelegentlichen Bruten auf kleinen Inselchen sehen wir hier mal ab).
Und jetzt kommt der Mensch wieder ins Spiel, indem er schon vor vielen Jahren spezielle Flöße, zentnerschwere Stahlkolosse ersann, die, in ein Gewässer gezogen und dort verankert, schnell von den Seeschwalben entdeckt und besiedelt wurden - Pionier eben.

Foto: Floßbau Teil 1 Foto: Floßbau Teil 2 Foto: Floßbau Teil 3

So weit so gut. Aber tonnenschwere Brutflöße im Rheinvorland? Hinter dem Deich o. k., denn wenn sich mal eines vom Anker löst, treibt es an Land, verfängt sich in den Ufergebüschen und bleibt dort liegen. Im Rheinvorland? Was, wenn es zu einer Kollision mit einem Frachtschiff käme? Also nicht realisierbar.
Wir wollten aber trotzdem! Und haben stundenlang herumgetüftelt, bis wir eine Lösung parat hatten: Flößchen, die sich zerlegen und in halbwegs handliche Teile zerlegen und transportieren lassen. Genau dann, wenn die Seeschwalben hier auftauchen, bringen wir die Flöße an die Gewässer, setzen sie dort zusammen, schleppen sie mit unserem Boot hinaus, verankern es dort und machen im August, nach der Seeschwalbenbrut das Ganze wieder rückgängig. So können die Vögel brüten, für die Schiffffahrt gibt es kein Risiko.

Foto: Floßbau Teil 4 Foto: Floßbau Teil 5 Foto: Floßbau Teil 6

Nachdem wir unseren ersten Prototypen zu Wasser gelassen haben, dauerte es gerade mal einen Tag, bis die installierte Wildkamera die erste Seeschwalbenlandung auf die SD-Karte bannte, im Jahr darauf gerade mal 16 Minuten! Beim Schleppen des Floßes wurden wir von Seeschwalben umkreist, als ob sie sagen wollten "Wurde aber auch Zeit, wo bleibt ihr denn?" Vier Flöße unterschiedlicher Bauart haben wir inzwischen ausgelegt. Und jetzt heißt es abwarten, ob es wieder Bruten auf den Flößen gibt und ob die Brutzeit genau so erfolgreich verläuft wie im vergangenen Jahr, als 7-8 Paare die Flöße genutzt haben!

Foto: Küken der FlussseeschwalbeAuch wenn die von uns gebauten Flößchen deutlich preiswerter als die großen stählernen sind, ganz ohne Geld geht es dann doch nicht. Seit Beginn des Projekts fördert uns die Konrad-Krieger-Stiftung aus Wesel, der wir an dieser Stelle herzlich danken.

Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V. · Freybergweg 9 · 46483 Wesel
Tel.: 02 81 - 9 62 52 0 · Mail: info(at)bskw.de