Biologische Station im Kreis Wesel e.V.

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Wir engagieren uns für die Natur.


Die Lebensräume

Den vorgestellten sechs Projektgebieten ist gemeinsam, dass sie auf nach der letzten Eiszeit (vor etwa 10.000 Jahren) angewehten Binnendünen entstanden sind und sich heute auf den sogenannten Niederterrassen der Flüsse Rhein und Lippe befinden. Dies sind die Naturräume, die in heutiger Zeit unmittelbar an den natürlichen Überschwemmungsbereich der Flüsse angrenzen, also nicht mehr überflutet werden (auch dann nicht, wenn die Deiche brechen).
Die sandigen Böden können keine Nährstoffe halten. Den ursprünglichen Flussanden fehlt es zudem an Kalk, weshalb die Böden sauer sind. Dort wo Rhein und Lippe vor langer Zeit Flutlehm hinterlassen haben, staut sich das Niederschlagswasser. Fehlt der stauende Lehm, ist der Boden auch nach heftigem Regen schnell wieder trocken, da der Sand das Wasser nicht halten kann.
Diese Bedingungen haben zur Ausbildungen von Bodensauren Eichenwäldern, Heideweihern, Mooren, feuchten wie auch trockenen Heiden und Sandmagerrasen geführt, die heute Teil des europäischen Naturerbes und Gegenstand unseres Projektes sind. Die wichtigsten dieser Lebensräume stellen wir im folgenden vor.

Eichenwälder

"Alte Bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen" lautet die offizielle Bezeichnung des Natura 2000-Lebensraums mit der Nummer 9190. Es ist mit 430 ha der dominierende Lebensraum in unserem Projektgebiet. Nicht selten haben die noch vorhandenen Eichenwälder ihren Ursprung in einer historischen Nutzung als Niederwald. Sie dienten zur Gewinnung von Brennholz und Lohe. Auch die Nutzung als Waldweide spielte eine Rolle.

Foto: Eichenwald Foto: Eichenwald Foto: Eichenwald

Meist ist die Stieleiche die den Bestand prägende Baumart. Die Nährstoffarmut, trockene Sandböden und regelmäßige Kalamitäten vom Eichenwickler lassen die Eichen nur langsam wachsen und führen zu lichten Waldgesellschaften mit viel Totholz. Die Krautschicht ist arm an Arten; in den trockenen Bereichen dominieren Adlerfarn oder Drahtschmiele. Dort wo es feuchter ist, werden diese vom Pfeifengras ersetzt.
Die lichten, totholzreichen Eichenwälder sind ein Refugium für seltene Arten wie z. B. Baumpieper, Klein- und Mittelspecht sowie dem Hirschkäfer. Er steht stellvertretend für eine große Anzahl von Insekten, die in oder am Totholz leben.

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Heideweiher

Heideweiher sind nährstoffarme Gewässer auf sandigen Boden. Ihre Existenz verdanken sie einer stauenden Lehmschicht am Gewässergrund. Im Projektgebiet gibt es einen großen natürlichen Heideweiher und mehrere kleinere, die durch Torfstich entstanden sind.

Foto: Heideweiher im Winter Foto: Krickente Foto: Zwergtaucher

Wind und Sand formten über Hochflutlehm in der heutigen Flürener Heide eine große Wanne, die wir heute als "Schwarzes Wasser" kennen. In den Mooren im Großen Veen sowie am Schnepfenberg führten kleine Torfstiche zur Entwicklung nährstoffarmer Stillgewässer. Ein niedriger pH-Wert, Nährstoffarmut und ein geringer Sauerstoffgehalt lassen nur spezialisiertes Leben zu, hemmen die Zersetzung organischer Stoffe und geben dem Wasser eine typische braunschwarze Färbung.
Optimal an diese nährstoffarmen Verhältnisse angepasst ist beispielsweise der Kleine Wasserschlauch, eine fleischfressende Wasserpflanze. Auf den Heideweihern findet man regelmäßig Krickenten und Zwergtaucher. Letztere sind fast unermüdlich auf der Suche nach den Larven der sich zahlreich entwickelnden Moor- und Heidelibellen.

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Moore und Feuchtheiden

Eingestreut in die bodensauren Eichenwälder, meist in den Tälern der Binnendünen, befinden sich etliche kleinere Moore; sie werden auch als Heidemoore bezeichnet. Wie die Heideweiher, verdanken sie ihre Existenz einer stauenden Lehmschicht. Die Vegetation der Heidemoore ähnelt denen der Hochmoore, doch die Heidemoore sind viel kleiner und selten ist der Torfkörper mächtiger als 1,5 m.

Foto: Feuchtheide Foto: Große Moosjungfer Foto: Blüten der Moosbeere

Einige Heidemoore sind von Trockenlegung und Torfgewinnung weitgehend verschont geblieben. Hier findet man Schwingrasen, Bult-Schlenken-Komplexe mit Wollgras, Schnabelried, Rosmarinheide, Moosbeere, Moorfrosch und Große Moosjungfer. Viele Heidemoore sind jedoch in den vergangenen Jahrhunderten auch entwässert und mit Kiefern aufgeforstet worden. Die Wiederherstellung eines naturnahen Wasserhaushaltes war deshalb ein wichtiges Ziel des Projektes.
Am Rand der Moore und dort, wo ein Torfkörper fehlt, befinden sich feuchte Heidegebiete. Auf sandigem Boden mit regelmäßiger Wasserversorgung gedeihen hier z. B. Schlammsegge, Sonnentau, Sumpfbärlapp, Glocken- und Besenheide.
Besonders gut ausgeprägte Feuchtheiden befinden sich dort, wo ein regelmäßiger Verbiss das Aufkommen von Gehölzen verhindert. Dies ist zum einen im Wildgatter im Diersfordter Wald und zum anderen in den Drevenacker Dünen der Fall, wo Schafe das Wild ersetzen.

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Trockene Heiden und Sandmagerrasen

Mit der zunehmenden Besiedlung des Niederrheins durch den Menschen nahm ab dem Mittelalter auch die Nutzung der Landschaft stetig zu. Überall dort, wo unter den sauren Sandböden eine stauenden Lehmschicht fehlt, ist die Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen schlecht. Viehweiden sowie die Gewinnung von Einstreu und Brennholz führten zu einer Degeneration der Landschaft und zur Entstehung von Heiden und Silikattrockenrasen.

Foto: Silbergras Foto: Sandmagerrasen Foto: Besenheide

Mit der zunehmenden Industrialisierung änderte sich ab dem 19. Jahrhundert die Nutzung der Landschaft durch den Menschen. Viele Heiden wurden aufgeforstet, Magerrasen mit Hilfe von Düngemitteln in Äcker umgewandelt und nicht nutzbare Flächen sich selbst überlassen. Auf diese Weise sind Heiden und Magerrasen bis auf wenige Reste aus unserem heutigem Landschaftsbild verschwunden.
Im Projektgebiet befinden sich die größten noch verbliebenen Magerrasen und Heiden des Unteren Niederrheins. Sie spielen für das Überleben zahlreicher spezialisierter Arten eine sehr wichtige Rolle. Silbergras, Neuntöter, Schlingnatter, Ameisenlöwe und etliche weitere Arten haben hier ihre letzten Rückzugsgebiete.

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LIFE10 NAT/DE/009/ Life-Projekt Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden

Biologische Station im Kreis Wesel e.V. · Freybergweg 9 · 46483 Wesel
Tel.: 02 81 - 9 62 52 0 · Mail: info(at)bskw.de