Biologische Station im Kreis Wesel e.V.

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Wir engagieren uns für die Natur.


Die Leitarten

Bodensaure Eichenwälder, Moore und Heiden bieten mit den vielen Lebensräumen einer Fülle von Tieren und Pflanzen ein Refugium. Längst nicht alle von ihnen sind bisher untersucht. Auch im Rahmen des Projektes war es unmöglich, allen Arten gerecht zu werden.
Der Schwerpunkt lag vielmehr auf solchen Arten, die aufgrund ihrer Besonderheit und Seltenheit Teil des europäischen Naturerbes Natura 2000 sind. In jedem Lebensraum gibt es einige Arten, die diesen besonders repräsentieren und die sich gut als Indikator für den Zustand eignen. Es sind die Leitarten des Projektes, an denen sich auch der Erfolg der Naturschutzmaßnahmen messen lässt.

Hirschkäfer

Der Hirschkäfer gehört zu den größten und auffälligsten Käfern in Europa; Tiere über 7 cm Körperlänge sind keine Seltenheit. Namensgebend sind die geweihartig vergrößerten Oberkiefer der Männchen. Der bevorzugte Lebensraum des "fliegenden Hirschen", wie die Art in den Niederlanden heißt, sind alte, von der Sonne durchflutete Eichenwälder.

Foto: Männlicher Hirschkäfer Foto: Kämpfende Hirschkäfer Foto: Weiblicher Hirschkäfer

Bevor die adulten Käfer im Mai/Juni das Tageslicht erblicken, entwickeln sie sich bis zu 6 Jahre in den Stümpfen abgestorbener Laubbäume (bevorzugt Eichen). Die Larven fressen dort morsches Holz und die darauf befindlichen Pilze, um sich schließlich im letzten Jahr zu verpuppen. Die vollständig entwickelten Käfer leben nur wenige Wochen, um sich zu paaren. Mit der Ablage der Eier startet eine neue Generation.
Aufgrund der spezifischen Ansprüche an ihren Lebensraum und der für Insekten sehr langen Entwicklungszeit, sind Hirschkäfer in weiten Teilen Europas selten geworden oder gar ausgestorben. Die Bodensauren Eichenwälder im Diersfordter Wald sind ein idealer Lebensraum. Hier befindet sich eine der größten Populationen in Nordrhein-Westfalen.

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Froschkraut

Das Schwimmende Froschkraut ist eine 10 bis 40 cm lange Wasserpflanze mit ovalen Blättern und zierlichen weißen Blüten, die kriechend oder schwimmend am Rand von meist nährstoffarmen Gewässern mit überwiegend sandigem Substrat wächst. Am Niederrhein blüht das Froschkraut in der Regel von Juni bis August.

Foto: Froschkraut Foto: Froschkraut Foto: Blüte des Froschkrauts

Die Art ist empfindlich gegenüber Veränderungen in ihrem Lebensraum. Durch Nährstoffeintrag in die Gewässer, sei es durch Landwirtschaft oder Luftverschmutzung, aber auch bei einer Verschlammung der Gewässer wird das Froschkraut schnell von anderen Pflanzen verdrängt. Ein starker Rückgang der Art in der gesamten atlantischen Region hat dazu geführt, dass sie europaweit geschützt ist. In Nordrhein-Westfalen ist das Froschkraut sogar vom Aussterben bedroht.
Für das Life-Projekt ist das Froschkraut eine Leitart der Heideweiher. Es ist Charakterart der Strandlingsgesellschaften.

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Zwergtaucher

Der Zwergtaucher, er hat eine Größe von rund 27 cm, ist der kleinste Vertreter der Lappentaucher. Durch seine rundliche Gestalt wirkt der Vogel noch kleiner. In Mitteleuropa ist er eine weit verbreitete Wasservogelart.

Foto: Zwergtaucher mit Jungvogel Foto: Zwergtaucher Foto: Zwergtaucher mit Jungvögeln

Seine Balzrufe, dass typische "Trillern", sind in der Zeit von etwa April bis in den August hinein, besonders am Schwarzen Wasser und im Großen Veen deutlich zu hören. Auf den Gewässern im Projektgebiet leben mehrere Paare, die alljährlich ihren Nachwuchs erfolgreich aufziehen.
Die Brutzeit beginnt etwa Mitte April und dauert bis in den Juli. 2-3 Bruten pro Jahr sind damit durchaus möglich. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten und deren Larven, Schnecken, Krebsen, Kaulquappen und kleinen Fischen, die tauchend erbeutet werden. Gelegentlich sammeln sie aber auch Beute von der Wasseroberfläche ab und selbst fliegende Insekten können sie durch einen Sprung erbeuten.

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Moorfrosch

Der Moorfrosch ist mit 4 – 6 cm der kleinste von 3 in Deutschland lebenden "Braunfröschen". Vom ähnlichen Grasfrosch ist er durch sein spitzes Maul und seine hochgewölbten Fersenhöcker zu unterscheiden. Das auffälligste Erkennungsmerkmal ist aber die blaue Körperfärbung der Männchen zur Paarungszeit.

Foto: Moorfrosch Foto: Moorfrosch Foto: Laich des Moorfrosches

Man muss allerdings etwas Glück haben, um genau die wenigen Tage im Jahr zu erwischen, in denen die Männchen an sonnigen Frühlingstagen in flachen, sonnenexponierten Gewässern mit ihren blubbernden Paarungsrufen um die Gunst der Weibchen werben.
Laich und Kaulquappen sind in der Lage, sich auch noch in schwach bis mäßig sauren Gewässern zu entwickeln. Dies verschafft ihnen in Mooren und Feuchtheiden einen Vorteil gegenüber dem größeren Grasfrosch. Solche Lebensräume sind extrem selten geworden. In NRW ist die Art deshalb vom Austerben bedroht. Eine der letzten Populationen befindet sich in den Heidemooren im Diersfordter Wald.

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Große Moosjungfer

Die Große Moosjungfer ist in fast ganz Europa verbreitet. Die Populationen dieser Großlibelle sind jedoch meist klein, wodurch man die Tiere nur selten zu Gesicht bekommt. Hat man aber das Glück die Große Moosjungfer an einem Gewässer beobachten zu können, dann wird man diese auffällige Libelle nicht so schnell wieder vergessen. Die Männchen tragen rostbraune Flecken auf dem sonst vorwiegend schwarzen Körper und nur der hinterste Fleck dieser Reihe ist leuchtend zitronengelb. Dieser "Scheinwerfer" unterscheidet die Große Moosjungfer von den sonst ähnlichen Arten Kleine und Nordische Moosjungfer, da ihnen dieser charakteristische Fleck gänzlich fehlt.

Foto: Große Moosjungfer Foto: Große Moosjungfer Foto: Große Moosjungfer

Die Hauptflugzeit der Großen Moosjungfer ist Anfang Mai bis Ende Juli. In diesem Zeitraum erfolgt die Paarung und kurz darauf die Ablage der Eier ins Gewässer. Als Fortpflanzungsgewässer werden Stillgewässer gewählt, die weder zu sauer noch zu nährstoffreich sind. Gewässer, die zu dicht bewachsen sind oder einen zu geringen Pflanzenbestand aufweisen werden ebenfalls gemieden. Die Entwicklung von der Larve bis zur flugfähigen Libelle dauert 2 bis 3 Jahre, die die räuberisch lebenden Larven im Wasser verbringen.
Durch zunehmende Verluste und die Verschlechterung von geeigneten Lebensräumen, dies sind insbesondere Moorgewässer, gilt diese Art in NRW als "Vom Aussterben bedroht".

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Zauneidechse

Ein kräftiger Körperbau mit gedrungenem Kopf, ein breiter brauner Rückenstreifen und schwarze, weißkernige Augenflecken kennzeichnen die mit bis zu 24 cm Körperlänge größte Eidechsenart am Niederrhein. Kopf und Flanken der Männchen sind zudem zur Paarungszeit im Frühjahr leuchtend grün gefärbt.

Foto: Zauneichse Foto: Weibliche Zauneidechse Foto: Männliche Zauneidechse

Nach der Paarung graben die Weibchen kleine Löcher in sandige Böden und legen dort ihre Eier ab. Erst nach mehreren Wochen bis Monaten schlüpfen die Jungen. Die Entwicklungszeit der Eier ist stark von der Umgebungstemperatur abhängig. Den Jungtieren fehlt noch das typische Rückenband. Ihre Färbung ist bräunlich mit auffälligen Augenflecken.
Die Heiden und Magerrasen im Projektgebiet sind für die Zauneidechse ein idealer Lebensraum, wo sie häufig zu finden ist. An anderen Stellen ist die Art dagegen selten geworden, weshalb sie als stark gefährdet gilt. Der Erhaltungszustand vieler lokaler Populationen zeigt einen negativen Entwicklungstrend.

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Schlingnatter

Die Schlingnatter ist mit durchschnittlich 70 cm nicht nur unsere kleinste heimische Schlangenart, sie lebt zudem auch sehr versteckt und heimlich. Kein Wunder also, dass die Schlingnatter selten bei Streifgängen durch die Natur gesichtet wird und recht unbekannt ist.

Foto: Schlingnatter Foto: Schlingnatter Foto: Schlingnatter

Die Schlingnatter trägt den wissenschaftlichen Namen Coronella austriaca, wobei der lateinische Begriff "Coronella" Krönchen bedeutet: Auf ihrer Kopfoberseite besitzt sie eine Zeichnung, die einer Krone ähnelt. Den deutschen Namen Schlingnatter trägt sie, da sie ihre Beute, wie Eidechsen, kleine Nagetiere, aber auch Schlangen und verschiedenste Tiereier, vor dem Verschlingen fest umschlingt und erdrückt. Sie wird häufig mit der giftigen Kreuzotter verwechselt, ist aber selber völlig harmlos. An der runden Pupille und dem fehlenden zickzack-förmigen Rückenband ist sie recht gut von der Kreuzotter zu unterscheiden.
Die Schlingnatter ist beinahe deutschlandweit vertreten und besiedelt strukturreiche Lebensräume, in denen sich auf kleinstem Raum lichte Waldbereiche mit Sträuchern, Offenland und offenem Felsen abwechseln. Sie benötigen diese unterschiedlichen Kleinstrukturen als Jagdrevier, Tagesversteck und Liegeplatz um etwas Sonne „zu tanken“. Da der für Reptilien so wichtige Wechsel von offenen und Deckung bietenden Kleinstrukturen in unserer Kulturlandschaft häufig fehlt, geht der Bestand der Schlingnatter immer stärker zurück. Aus diesen Gründen ist die Schlingnatter in NRW "stark gefährdet" und von der EU als "streng zu schützende Tierart" eingestuft.

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Heidelerche

Durch ihre geringere Größe und den kürzeren Schwanz wirkt die Heidelerche im Flug wesentlich kompakter als die häufigere Feldlerche. Ihre braun-beige Zeichnung ist kontrastreicher, so dass sie „gestreift“ wirkt. Insbesondere fällt der helle Streifen über den Augen auf.

Foto: Heidelerche Foto: Heidelerche Foto: Heidelerche

Bereits im März hat die Heidelerche ihr Brutrevier besetzt und ihr melancholisch klingender Gesang mit den charakteristischen, abfallenden Tonreihen ist zu hören. Mit großer Ausdauer bietet sie diesen im Flug dar: über eine Stunde kann sie singend in der Luft bleiben. Während sie einzelne Bäume oder Büsche als Sitzwarte benötigt, baut sie ihr Nest auf dem Boden zwischen schütterer Vegetation. Heidegebiete und Sandrasen, meist in der Nähe eines Waldrandes, bieten der Heidelerche die notwendigen Biotopstrukturen. So sind auch lichte Stellen in Wäldern, die z. B. aufgrund eines mageren Sandbodens oder durch entsprechende Biotoppflege vegetationsarm bleiben, geeignete Lebensräume für die Art.
Im Projektgebiet kommt die Heidelerche im Großen Veen und in den Kaninchenbergen vor. Maßnahmen wie das Entkusseln von Heiden und Sandmagerrasen, aber auch die Schafbeweidung zur Offenhaltung der Trockenstandorte sind für den Erhalt der Heidelerchenbestände besonders wichtig; die Art ist in ganz Nordrhein-Westfalen gefährdet und die heutigen Vorkommen weisen nur noch einen Bruchteil ihrer einstigen Bestände auf.

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Weitere

Neben den genannten Leitarten findet man in bodensauren Eichenwäldern, Mooren und Heiden eine große Vielzahl seltener und bemerkenswerter Arten. In den Eichenwäldern leben alleine 5 Spechtarten, darunter Schwarz- und Mittelspecht. Vielerorts selten gewordene Singvögel, wie Baumpieper und Trauerschnäpper sind zahlreich vertreten.

Foto: Baumpieper Foto: Kleinblütige Königskerze Foto: Schilfradspinne
Foto: Ameisenjungfer Foto: Silbergras Foto: Buntbäuchiger Grashüpfer
Foto: Sumpf-Bärlapp Foto: Skorpionsfliege Foto: Wildes Stiefmütterchen

In den Heidemooren findet man eine große Vielzahl an Torfmoosen, darunter seltene, rot gefärbte Arten der Hochmoore wie z. B. Magellans Torfmoos. Die Libellenfauna ist äußerst vielfältig. Neben den Moosjungfern kommen z. B. Späte Adonislibelle und Mond-Azurjungfer vor. Im Pfeifengras zeigt der Buntbäuchige Grashüpfer seinen rot-gelben Bauch.
In den Trockenrasen und Heiden ertönt im Frühjahr und Sommer der Gesang der Feldgrillen. Die feine, lichte Vegetation aus Sand-Segge, Silbergras und Sand-Straußgras lässt lückig den offenen Sandboden erkennen. Besenheide und Frühlings-Spark zeigen ihre unscheinbaren, kleinen Blüten. Kleine Löcher im Sand deuten auf die Aktivität von Wildbienen, Sand- und Grabwespen hin.

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LIFE10 NAT/DE/009/ Life-Projekt Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden

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