Insgesamt wurden 15 Maßnahmen im Laufe der Projektjahre umgesetzt, um das Europäische Naturerbe zu erhalten. Einige der Maßnahmen waren einfach und in kurzer Zeit umzusetzen, andere benötigten mehrere Jahre. Im Folgenden werden einige der zahlreichen Maßnahmen näher vorgestellt.
Im Juli 2012 wurden fünf Brutmeiler für den Hirschkäfer angelegt. Dabei handelt es sich umn Baumstücke, die in die Erde eingegraben werden, um den Stumpf einer toten Eiche, der "Kinderstube" der Hirschkäfer, zu imitieren. Hier können die Weibchen ihre Eier ablegen. Die Idee geht auf den Förster Tochtermann zurück, der viele Jahre seines Leben dem Hirschkäfer gewidmet und sich um den Erhalt der Art verdient gemacht hat. Anders als die oft mehrere Kubikmeter Holz umfassenden "Totholzpyramiden" von Tochtermann wurden allerdings immer nur einige Eichenstämme ca. 1 meter tief im Boden eingegraben. Der künstliche Stumpf sollte in seiner Größe in etwa den natürlichen Verhältnissen angepasst sein. .
Für die Umsetzung der Maßnahmen engagierte die Biologische Station einen Weseler Unternehmer, der mit seinem Kleinbagger die notwendigen Erdarbeiten ausführte. Das notwendige Holz stellte das Regionalforstamt Niederrhein zur Verfügung. Es stammt von abgestorbenen Bäumen, die entlang des Rundwanderweges im Diersfordter Wald aus Gründen der Verkehrssicherheit entfernt worden waren.
Eine der anspruchvollsten Maßnahmen war die Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina). Diese Maßnahme diente in erster Linie der Erhaltung der bodenständigen Baumarten, da diese wuchskräftige Problemart unsere heimischen Arten verdrängt sowie der Erhaltung des Offenlandes. Um die Traubenkirsche gezielt aus den Projektflächen zu entfernen, war zunächst eine Bestandsanalyse dieser Art durchgeführt worden. Der ermittelte "Status quo" lieferte Auskunft darüber, wo und wie stark die Traubenkirsche bereits in den Projektflächen eingewandert war und wo der dringendste Handlungsbedarf bestand.
Die mechanische Bekämpfung der Art ist sehr zeitaufwendig und erfolgte durch Personal der Projektpartner, externe Dienstleister, Ehrenamtler, Schulklassen und das Internationale Jugendcamp.
Ein dichter Bestand aufkommender Gehölze entwertet diese wichtigen Lebensräume für zahlreiche der Leitarten. Nur durch die Verhinderung der Verbuschung können diese Lebensräume langfristig erhalten werden. Dazu wurden alle unerwünschten Gehölze mit Freischneidern und Motorsägen maschinell entfernt. Über 28 ha Fläche in 5 Gebieten wurden im Laufe des Projektzeitraumes entkusselt.
Ein von der Biologischen Station gesetzter Pegel am "Moor am Wasserwerk", das sich in der Vergangenheit als eines der wichtigsten Laichgewässer des Moorfrosches im Kreis erwies, ermöglichte es, den Wasserstand über einen Zeitraum von mehreren Jahren regelmäßig zu messen. Mit Hilfe dieser Daten sowie den Ergebnissen einer wasserchemischen Analyse wurde in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Wesel ein Konzept für einen intakten Wasserhaushalt des Moores erarbeitet und umgesetzt.
Im Fokus stand dabei eine ganzjährige Wasserführung. Besonders während der Laichzeit des Moorfrosches im Februar/März bis hin zur Entwicklung der "fertigen" Frösche aus dem Laich im Frühsommer ist ein optimaler Wasserstand unabdingbar. Bei austrocknenden Mooren mangelt es nicht nur an Laichhabitaten für Amphibien, sondern auch an Lebensraum für die Eiablage und Larvenentwicklung zahlreicher Libellenarten. Die "Randbedingungen" vor Ort wurden durch das Fällen der Gehölze in unmittelbarer Gewässernähe schon im Vorfeld optimiert, da diese dem Moor Wasser entziehen.
Die Entwicklungsmaßnahme hatte das Ziel, den gefährdeten Arten der Strandlingsgesellschaften bessere Lebensbedingungen zu schaffen. Neben dem Froschkraut hoffen die Projektpartner, auch die verschollene Wasser-Lobelie und den namensgebenden Strandling zu fördern.
Mit Hilfe eines Baggers wurde der humose Oberboden abgeschoben und der Schlamm aus dem Uferbereich entfernt. Dabei blieb das vorhandene Relief unverändert. Über 1.000 Tonnen Schlamm und Oberboden wurden entfernt, unter größtmöglicher Schonung der Natur abgefahren und fachgerecht entsorgt. Vorbereitend für die Maßnahme war der Wasserstand des Schwarzen Wassers durch das vorübergehende Öffnen eines alten Entwässerungsgrabens abgesenkt worden. Das überschüssige Wasser wurde zur Versickerung in angrenzende Moor- und Heideflächen geleitet. Fieberklee und Schnabelsegge, die durch die Erdarbeiten unter Umständen beeinträchtigt worden wären, sind ans Südufer des Heideweihers umgesiedelt worden.
Einige der Heidemoore und -weiher im Diersfordter Wald wurden ab den 16. Jahrhundert durch Entwässerung und den Abbau von Torf zerstört. Zurück blieben verschlammte Entwässerungsgräben und Senken. An zwei davon wurden neue lebensraumtypische, nährstoffarme Gewässer angelegt.
Ähnlich wie bei der Entschlammung des Schwarzen Wassers erfolgten die Arbeiten mit Hilfe eines Baggers und wurden von RVR Ruhr Grün und Biologischer Station begleitet. Anfallender Aushub wurde abgefahren und u.a in einer nahe gelegenen Kompostieranlage verwertet. Auch die Bäume in der unmittelbaren Umgebung wurden gefällt. Auf diese Weise wird eine zu starke Beschattung verhindert und der Nährstoffeintrag durch Falllaub minimiert. Moorfrosch und Heidelibellen, Sonnentau, Wollgras und Moorbärlapp gehören zu den Arten, die durch die Maßnahme gefördert wurden.
Am Großen Veen wurden verschiedene Optimierungs- und Entwicklungsmaßnahmen zum Erhalt der Moore und der Entwicklung von Feuchtheide durchgeführt, wie das Freistellen der Moorrandbereiche durch das Regionalforstamt Niederrhein. Durch diese Maßnahme wurde die Beschattung der Moore sowie die Verdunstung deutlich reduziert. Nach der Entnahme von Gehölzen erfolgte das "Abplaggen", also das Entfernen der oberen Vegetationsschicht entlang von Mooren und feuchten Senken. Durch das Abschieben konnte sich an diesen vegetationsfreien, feuchten, anmoorigen Standorten mit der Zeit wieder die Vegetation der Feuchtheiden einstellen. Der Samen dieser typischen Pflanzengesellschaften befandens sich noch im Boden befinden, aus denen sich nach dem vorsichtigen Abtragen des Oberbodens wieder ein Bestand entwickeln konnte. Die Senken sind viele Monate im Jahr mit Wasser gefüllt und Lebensraum für den Kleinen Wasserfrosch, Teich- und Moorfrosch sowie viele Libellenarten.
Für die weitere Verbesserung des Wasserhaushaltes der Moore fand der gezielte Rückbau historischer Entwässerungsgräben statt, die sich durch das gesamte Gebiet ziehen. Das Verfüllen und Verdichten der Gräben erfolgte mit dem abgeschobenen Bodenmaterial des Abplaggens und diente der Wiederherstellung eines naturnahen Wasserhaushaltes der Moore und Feuchtheiden. Bei den Arbeiten war es besonders wichtig den richtigen Wasserstand einzustellen, damit die empfindliche Vegetation vor Ort weder ertrinkt noch austrocknet.
LIFE10 NAT/DE/009/ Life-Projekt Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden
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