Fledermäuse sind Säugetiere, die einzigen, die zu aktivem Flug in der Lage sind. Auch wenn es der Name vermuten läßt, sind sie keine Mäuse, denn die zählt man zu den Nagetieren. Fledermäuse hingegen gehören zu den Fledertieren, die vermutlich am nächsten mit den Insektenfressern verwandt sind, also mit Igel, Maulwurf und Spitzmäusen.
Weltweit fast 1.000, und damit sind die Fledertiere nach den Nagern die zweitgrößte Säugetierordnung. In Deutschland ist die Artenzahl viel bescheidener, denn gerade einmal 22 Arten kommen hier vor. Im Kreis Wesel sind bisher 13 sicher nachgewiesen worden (Stand 1997). Sie alle sind im nachfolgenden Text kursiv gedruckt. Neben häufigen Arten wie Wasser- und Zwergfledermaus gibt es hier auch seltene Arten, etwa die Große Bartfledermaus und den Kleinen Abendsegler.
Die Größenunterschiede sind gewaltig. Das kleinste bisher bekannte Säugetier, die Hummelfledermaus, mit einem Gewicht von 2 g, einer Länge von 3 cm und einer Spannweite von 12 cm steht dem Riesen-Flughund mit einem Gewicht von 1,5 kg, einem halben Meter Körperlänge und einer Spannweite von 170 cm gegenüber. Die europäischen Arten liegen in der Größe zwischen dem Zaunkönig (Zwergfledermaus) mit 4,5 bis 8 g und der Amsel (Großes Mausohr) mit einem Gewicht von 18 bis 45 g.
Fledermäuse haben eine hohe Lebenserwartung. Von unseren einheimischen Arten sind einzelne Tiere schon über 30 Jahre alt geworden! Der Durchschnitt liegt jedoch mit fünf bis sechs Jahren deutlich niedriger.
Wie bei allen Tieren, die recht alt werden können, ist auch bei den Fledermäusen die Fortpflanzungsrate gering. Nur ein, in wenigen Fällen auch zwei Junge bekommt ein Fledermausweibchen im Jahr. Dies erklärt auch, weshalb es so lange dauert, bis sich einmal geschwächte Bestände wieder erholen.
Im Sommer leben die Weibchen der meisten Arten zusammen in Gruppen, um ihre Jungen aufzuziehen. Diese sogenannten Wochenstuben können tausende von Tieren beherbergen. Bei uns sind die Kolonien jedoch viel kleiner und übersteigen nur selten die Größenordnung von 100-150 Tieren. Männchen haben in Wochenstuben keinen Zutritt. Sie verbringen den Sommer in Gruppen oder einzeln an anderen Stellen. Erst in der Paarungszeit im Herbst treffen die Geschlechter wieder aufeinander. Den Winter verbringen Männchen und Weibchen vieler Arten gemeinsam, oft in großen Gruppen.
Die Fledermäuse haben die Nacht als ihre ökologische Nische, ihren "Beruf", entdeckt. Sie übernehmen dann die Rolle der insektenfressenden Vogelarten, die bis auf wenige Ausnahmen in der Nacht ruhen. Durch ihre nächtliche Aktivität vermeiden sie die Nahrungskonkurrenz mit Vögeln.
In absoluter Dunkelheit sehen sie genau so wenig wie wir. Aber blind sind sie nicht, ihr Gesichtssinn entspricht vermutlich etwa dem Unseren. Die Welt der Fledermäuse ist jedoch nicht so bunt wie unsere, denn wie viele andere Säugetiere auch, können sie keine Farben sehen.
Die Fledermäuse verfügen über ein Orientierungssystem, das dem Radar vergleichbar ist. Dieses System ist so empfindlich, daß sie sogar feine Drähte mit einer Stärke von 0,1 mm wahrnehmen. Im Flug stoßen sie durch das Maul, einige Arten auch durch die Nase Ortungsrufe aus, deren Echos sie mit ihren oft großen Ohren hören können.
Tatsächlich können wir die Jagd- und Ortungsrufe der Fledermäuse nur in Ausnahmefällen hören, denn diese Rufe liegen in einem Frequenzbereich, für die unsere Ohren nicht empfindlich sind (Ultraschall). Wir können Frequenzen bis zu einer Höhe von ca. 18 kHz wahrnehmen, die Ortungsrufe der Fledermäuse hingegen liegen zwischen 20 und 100 kHz. Nur mit technischen Hilfsmitteln, sogenannten Ultraschall-Detektoren, kann man die Rufe hörbar machen. Da diese Rufe arttypisch sind, kann der Fachmann hieran die Arten erkennen. Doch einige Rufe können auch wir hören, nämlich die sogenannten "Sozialrufe". Das sind die Rufe, die der Verständigung untereinander dienen, etwa bei der Balz, Mutter-Kind-Verständigung oder bei Streitigkeiten. Diese Rufe sind bei einigen Arten so laut, daß man sie auf rund 100 Meter hören kann. Wir nehmen sie als helles Zwitschern oder Zirpen war.
Alle europäischen Fledermausarten fressen wirbellose Tiere. Insekten wie z. B. Nachtfalter, Mücken, Schnaken und Käfer oder Spinnen bilden ihre Nahrung. Jede Art hat ihre besondere Jagdstrategie und besonders bevorzugte Jagdgebiete. Deshalb unterscheiden sich auch die Beutetiere z. T. ganz erheblich: Hierzu ein paar Beispiele: Das Braune Langohr jagt im langsamen Gaukelflug im dichten Unterholz der Wälder. Es fängt vor allen Dingen mittelgroße Nachtfalter und deren Raupen. Doch auch Tiere, die in der Nacht inaktiv sind, wie z. B. Fliegen, Spinnen und Weberknechte, spürt es auf und klaubt sie von Ästen und Blättern. Ganz anders der Große Abendsegler. Er ist ein Jäger des freien Luftraums. Im schnellen, wendigen Flug jagt er in Höhen von bis zu 50 Metern über Baumkronen, der freien Landschaft oder besonders gern über Gewässern. Dabei erbeutet er Käfer, Nachtfalter, Wanzen und andere Tiere. Ebenfalls über Gewässer jagt die Wasserfledermaus. In Höhen von 5 20 cm zieht sie ihre Runden über der freien Wasserfläche. Die Nahrung besteht aus Mücken, Eintags- und Köcherfliegen.
Unsere Fledermäuse haben einen riesigen Nahrungsbedarf. Bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes nehmen sie täglich auf. Die Zahlen, die dabei herauskommen, sind beachtlich: Eine einzige Zwergfledermaus kann pro Nacht 1000 bis 2000 Mücken vertilgen, eine Wasserfledermaus frißt von April bis Oktober über 60.000 Insekten!
Weil sie dann einen mehrmonatigen Winterschlaf halten. Nur selten, z. B. wenn ihr Winterquartier nicht frostsicher ist oder Störungen auftreten, werden sie wach. Auf der Suche nach einer besser geeigneten Unterkunft fliegen sie dann mitunter sogar bei Frost umher. Dann kann es auch schon einmal vorkommen, daß sie durch ein geöffnetes Fenster in eine Wohnung gelangen. Bei milder Witterung (Temperaturen über dem Gefrierpunkt) kann man die Tiere getrost nach Draußen setzen. Falls es kälter ist, rufen Sie uns bitte an, wir helfen Ihnen gern!
Dazu suchen sie sich ruhige, meist dunkle Stellen, die zudem noch eine Temperatur von 4-8 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90% aufweisen müssen. Höhlen, Keller und Stollen, bei einigen Arten auch Baumhöhlen, sind geeignete Überwinterungsquartiere.
Im Winter finden Fledermäuse keine Nahrung. Diese Nulldiät überleben sie aber nur, wenn sie ihren Stoffwechsel drastisch herunterfahren, also möglichst viel Energie einzusparen versuchen. Sie leben dann gewissermaßen "auf Sparflamme". Dies funktioniert aber nur an Orten mit niedrigen Temperaturen. Bei höheren Temperaturen werden die Tiere wach, der Energieverbrauch steigt an und sie müßten verhungern, da sie ja nichts zu fressen finden. Die hohe Luftfeuchtigkeit bewahrt die Tiere vor dem Austrocknen.
Was das Kleinklima betrifft: Nein. Genau das Gegenteil ist hier der Fall, denn im Sommer lieben sie eher die trockenen und warmen Bereiche, die sie in Häusern oder Wäldern finden. Komplizierter ist es mit der räumlichen Verteilung. So gibt es einige Arten, die beispielsweise nur vom Keller in das Dachgeschoß umziehen (z. B. Zwergfledermaus), andere wiederum machen Wanderungen von über 1600 km zwischen Winter- und Sommerlebensraum (z. B. Rauhhaut- und Zweifarbfledermaus)
Richtig, jede Art hat ihre besonderen Vorlieben. So besiedeln einige Arten überwiegend den Wald (z. B. Bechsteinfledermaus), andere haben sich dem Menschen eng angeschlossen (Kleine Bartfledermaus, Großes Mausohr). Zudem gibt es jahreszeitliche Unterschiede. Im Sommer halten sich beispielsweise Fransenfledermäuse gerne in Wäldern auf, den Winter hingegen verbringen sie in Kellern, alten Gebäuden oder Höhlen.
Nein, weder an Dächern oder Dachfolien, Fassaden oder Balken, Vertäfelungen und anderem sind Schäden zu befürchten. Sicherlich unschön, aber harmlos ist der Fledermauskot, der unter manchen Quartieren zu finden ist. Dagegen helfen sogenannten Kotbrettchen, wie man sie auch unter Mehlschwalbennestern anbringt. Falls Sie es wünschen, montieren und säubern wir die Brettchen für Sie. Der Kot ist übrigens ein guter Dünger z. B. für Balkonpflanzen.
Es gibt eine Reihe von unausrottbaren Geschichten über Fledermäuse, die in Haare fliegen, Blut saugen und ähnliches. Doch dies alles gehört in das Reich der Fabeln und Märchen. Diese Geschichten haben ihren Ursprung in der für Menschen bis vor wenigen Jahrzehnten völlig unverständlichen Lebensweise. Wer nachts umherfliegt ohne irgendwo anzustoßen, plötzlich aus dem Dunkeln auftaucht und genauso schnell wieder verschwindet, durch die kleinste Ritze hindurchkommt und kopfüber hängend den Tag und sogar den ganzen Winter verschläft, der muß mit dem Teufel im Bunde stehen. Erst allmälich begann man zu verstehen, wie und weshalb die Tiere so leben. Das Sonar-Ortungssystem beispielsweise wurde erst in den 1950er Jahren entdeckt.
Dies ist auch eine der erfundenen Geschichten. Mit Vampiren haben Fledermäuse nichts zu tun. In Europa gibt es keine einzige Art, die sich von Blut ernährt. Nur in Mittel- und Südamerika kommen drei Arten vor, die sich von Blut ernähren. Mit ihren scharfen Zähnen ritzen sie die Haut von Säugetieren oder Vögeln an und lecken das austretende Blut auf. Sie "saugen" ihren Wirt jedoch nicht aus, sondern begnügen sich mit ein Paar Tropfen.
Grundsätzlich kann jedes Wildtier - auch ein Igel oder ein kleiner Vogel - Träger von Krankheitserregern sein. Doch zur Panik besteht überhaupt kein Grund. Auch die immer wieder auftretenden Meldungen über "tollwütige" Fledermäuse sind aufgebauschte Geschichten. Zwar wurde tatsächlich bei einigen Tieren, vor allem bei Breitflügelfledermäusen, ein Virus gefunden, doch dieses ist nicht identisch mit dem Tollwutvirus von Hund oder Fuchs. Trotzdem sollte man keine Fledermaus mit bloßen Händen anfassen, denn dann versucht sie natürlich ihre Haut zu retten und beißt. Normalerweise ist es ja auch nicht notwendig, ja sogar verboten eine Fledermaus anzufassen. Sollte es dennoch nötig sein, etwa wenn man einem entkräfteten, kranken oder verletzten Tier helfen will, sollte man feste Handschuhe anziehen. Falls Sie ein solches Tier finden und nicht anfassen wollen, rufen Sie uns an. Wir helfen Ihnen umgehend. Somit besteht keinerlei Grund zur Sorge um die Gesundheit, wenn Fledermäuse ein Haus als Quartier auserkoren haben. Daher bitte wir Sie herzlich, den Tiere Ihre Gastfreundschaft zu gewähren. Mit ein wenig Toleranz können Mensch und Fledermaus in guter Nachbarschaft gemeinsam leben
Dann rufen Sie doch einfach an oder schreiben uns eine E-Mail. Wir geben Ihnen gerne weiter Auskunft.
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