Im Hochsommer haben die Singvögel ihre "Hauptarbeit" hinter sich: Die Küken sind bei den meisten Arten flügge, die Brutreviere werden nicht mehr durch lauten Gesang gesichert – Stille senkt sich über Wiese, Wald und Feld. Doch in der größten Mittagshitze erhebt sich neuerdings ein anderer Chor: Es beginnt die Zeit der Heuschrecken, bei denen gerade die Larvenentwicklung endet. Nachdem die Eier aus dem letzten Jahr den Winter überdauert haben, sind im Frühjahr die Larven geschlüpft. Nach mehreren Häutungen erreichen sie schließlich im Hochsommer das Erwachsenenstadium und mit den erwachsenen Insekten beginnt ein neuer Fortpflanzungszyklus, der von lauten Gesängen begleitet wird.
Vielseitige Lieder Es gibt neben den Heuschrecken keine andere Insektengruppe, die so viele verschiedene Lautäußerungen darbietet. Mit unterschiedlichsten Strukturen wie Leisten, Zähnchen und Flügeladern werden Laute erzeugt. Grob lässt sich sagen, dass die Klänge durch Aneinandereiben der Flügel oder Vorbeistreichen der Hinterschenkel an den Flügeln entstehen. Manche Arten knirschen mit den Mundwerkzeugen oder trommeln auf eine Unterlage. Ähnlich wie bei den Vögeln "singen" auch bei den Heuschrecken die Männchen, um Rivalen abzuschrecken und Weibchen anzulocken. Anhand des Gesanges können die Arten deutlich leichter unterschieden werden, als anhand des Aussehens – zumal es nicht einfach ist, die Sänger überhaupt zu entdecken...
Schlechter Ruf als vermeindlicher Pflanzenschädling Durch das Bild verheerender Wanderheuschrecken-Schwärme ist die Ansicht entstanden, Heuschrecken seien generell schädliche Pflanzenfresser. Doch längst nicht alle Arten sind reine Vegetarier, die sich übrigens zum großen Teil ausschließlich von Gräsern ernähren. Viele Arten halten sich an Mischkost und fressen so manche Raupe, Blattlaus oder Käferlarve. Heuschrecken sind also durchaus nützlich und können in unseren Breiten kaum als ernsthafte Schädlinge bezeichnet werden.
Als Indikator besonders wertvoll Heuschrecken stellen ganz unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. So lassen sich selbst geringe Habitat-Unterschiede, z.B. im Feuchtigkeitsgrad, an der jeweiligen Heuschreckengesellschaft "ablesen". Auch veränderte Umweltbedingungen werden sehr schnell durch die Entwicklung des Heuschreckenbestandes, insbesondere hinsichtlich spezialisierter Arten erkennbar.
In NRW gibt es 54 verschiedene Heuschreckenarten, von denen die Hälfte auf der Roten Liste stehen. Die Biologische Station konnte für den Kreis Wesel bisher 29 Heuschreckenarten nachweisen, darunter auch stark gefährdete Arten wie Sumpfschrecke und Feldgrille (insgesamt 9 Rote-Liste-Arten im Kreis Wesel).
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