Jedes Jahr ist von Mitte Mai bis Mitte Juli an vielen Stellen im Kreis Wesel ein Naturschauspiel der ganz besonderen Art zu beobachten: Die Hirschkäfer sind unterwegs.
Größter heimischer Käfer Die männlichen Hirschkäfer sind mit bis zu 9 cm Länge und ihrem imposanten Geweih die größten einheimischen Käfer und auch die Weibchen sind mit bis zu 5 cm nicht gerade klein. Etwa 1/4 der Körperlänge entfällt bei den Männchen dabei auf das "Geweih", also auf die umgewandelten Oberkiefer. Nicht alle Tiere werden jedoch gleich groß, es gibt Schwankungen und so kommen auch Männchen mit 4 cm und Weibchen mit 3 cm Körperlänge vor.
Langes Leben Wenn der erwachsene Hirschkäfer das Licht der Welt erblickt, hat er bereits bis zu acht Jahre als unscheinbare Larve verbracht - kein anderes Insekt in Deutschland wird so alt. Die Larven leben in und an alten Baumstümpfen im Boden. Dort fressen Sie dass verrottende Holz der Baumwurzel. An den Wurzeln gesunder Bäume fressen die Käfer nicht. Auf das vierte Larvenstadium folgt die Puppe. Ähnlich wie ein Schmetterling, so verpuppt sich auch die Larve des Hirschkäfers im Spätsommer. Hierzu baut sie sich im Boden und in der Nähe des Baumstumpfes, an dem sie gefressen hat, eine etwa faustgroße Puppenhöhle. Im Puppenstadium vollzieht sich der Wandel zum Käfer, dieser schlüpft noch im Herbst. Zu diesem Zeitpunkt ist er noch ganz weich und vollkommen weiß gefärbt. Erst im Laufe des Winters erhärtet der Panzer und bekommt seine typische Farbe. Im Frühjahr verläßt der Käfer die Puppenhöhle. Nun versteckt er sich bis Mai/Juni – dann geht er Partnersuche.
Vorliebe für sonnige Eichen Im Kreis Wesel ist der Hirschkäfer insbesondere im Diersfordter Wald zu sehen. Der an vielen Stellen lichtdurchflutete Eichenwald ist ein idealer Lebensraum, es ist sonnig, der Boden ist nicht zu nass und es gibt viel Totholz. Jedoch sind Hirschkäfer keineswegs an Eichen gebunden, andere Bäume tun es auch – in Gärten sind Obstbäume besonders beliebt.
Flug in der Abenddämmerung Am besten zu beobachten sind Hirschkäfer in der Abenddämmerung, dann fliegen Männchen und Weibchen aus, um sich gegenseitig zu finden und um an Bäumen Saftstellen zu suchen, an denen sie trinken können. Wer ganz nah am Geschehen ist, hat das Gefühl, ein kleiner Hubschrauber fliegt vorbei. Jedoch sind die Hirschkäfer schlechte Flieger und so werden einige Tiere von Vögeln erbeutet. Da Kopf und Halsschild nicht verdaut werden können, sieht man diese Körperteile ab und zu auf Wegen liegen. Leider werden auch immer wieder Hirschkäfer überfahren, insbesondere den Weibchen droht der Verkehrstod, wenn sie auf der Suche nach einem geeigneten Platz zur Eiablage Straßen überqueren.
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