Jeder, der einen Gartenteich hat, freut sich über sie: Libellen. Sie beherrschen mal vorwärts, mal rückwärts fliegend oder wie ein Hubschrauber in der Luft stehend den Luftraum über so manchem Gewässer. Aber nicht nur das Flugvermögen fasziniert, fast alle Libellen sind wunderschön gefärbt, so manche funkeln wie Edelsteine.
47 Arten sind im Kreis Wesel bekannt, knapp 70 leben in NRW. Viele haben sich auf bestimmte Lebensräume spezialisiert, fast alle tragen fantasievolle Namen wie z. B. Kleines Granatauge, Spitzenfleck, Feuerlibelle oder Hufeisen-Azurjungfer. Die Große Königslibelle ist mit Flügelspannweiten bis zu 11 cm die größte einheimische Art.
Das ist aber wenig im Vergleich zu den Arten, die vor 250 Millionen Jahren lebten, als riesige Urwälder die Grundlage für unsere heutigen Steinkohlevorkommen schufen. Mit über 70 cm Flügelspannweite waren die Riesenlibellen des Karbon und Perm die größten jemals lebenden Insekten. Das sich ihr Körperbau nur wenig von dem der heutigen Arten unterscheidet, zeigt, wie erfolgreich die Lebensweise der Libellen ist.
Je nach Art verbringen die Libellen zwischen 3 und 24 Monate als Larven im Wasser. Zum Schlüpfen klettern sie z. B. an einer Pflanze aus dem Wasser. Dann streift das Tier die Larvenhaut ab, die später als sogenannte Exuvie zurückbleibt. Zum Schluss wird Gewebeflüssigkeit in die Flügel gepresst, wodurch diese entfaltet werden. Sind die Flügel ausreichend ausgehärtet, startet das Tier zum Jungfernflug. Die geflügelten Tiere leben vor allem zum Zwecke der Paarung, ihre Lebensdauer beträgt in der Regel 4 – 6 Wochen. Nur die Winterlibelle macht mit ca. 10 Monaten eine Ausnahme, sie überwintert als voll entwickeltes Insekt und paart sich im Frühjahr.
Während der Paarung packt das Männchen mit seinen Hinterleibszangen das Weibchen am Kopf. Wenn dieses nun den eigenen Hinterleib biegt und es zur Vereinigung kommt, bilden beide ein Paarungsrad – eine einmalige Entwicklung der Evolution. Auch derart vereint sind die Libellen noch gute Flieger, selbst zur Eiablage bleiben manche Arten noch zusammen und bilden ein Tandem.
Sowohl die Larven als auch die voll entwickelten Insekten ernähren sich räuberisch. Dass sie dabei eine Vielzahl von Mücken erbeuten, macht sie besonders sympathisch. Hilfreich für die Jagd sind die hochentwickelten Komplexaugen. Sie bestehen aus bis zu 30.000 Einzelaugen und können etwa 175 Bilder pro Sekunde auflösen – wir Menschen bringen es gerade mal auf 20 Bilder pro Sekunde. Dass Libellen stechen, wie immer noch behauptet wird, ist falsch. Die Tiere besitzen nicht einmal einen Stachel und sind absolut ungefährlich.
Tipp: Wenn Sie mehr über unsere einheimischen Libellen wissen und nicht alles den Suchmaschinen im Internet überlassen wollen, finden Sie in der Präsenzbibliothek der Biologischen Station ausgezeichnete Literatur zum Thema.
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