Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V.

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Wir engagieren uns für die Natur.

Fleißige Wasserfiltrierer

Foto: WandermuschelGanz verblüfft stehen oftmals Besucher am Ufer eines Gewässers und bestaunen die dort soeben entdeckten Muschelschalen. Denn Muscheln sind "fester Bestandteil" des Urlaubs am Meer. Fast jeder bringt die Muscheln mit der Küste in Verbindung, kaum jemandem ist bewusst, dass auch in unseren heimischen Gewässern Muscheln leben. Dabei sind es inzwischen immerhin rund 15 verschiedene Arten, die am Niederrhein zu finden sind. Allerdings sind viele davon so klein, dass sie dem ungeübten Auge meist entgehen.

Foto: Körbchen- und WandermuschelnAber es bleiben noch sieben größere Arten übrig, die durchaus auffällig sind. So findet man zum Beispiel an bestimmten Stellen am Rheinufer wahre Berge von Muschelschalen - so viele, dass der darunter befindliche Kies nicht mehr zu sehen ist. Zwei Arten, die Grobgerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) und die Feingerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminalis), sind die Verursacher dieser Schalenschwemme. Erst seit Mitte der 1990er Jahre sind diese Muscheln hier zu finden, denn erst zu dieser Zeit wurden die beiden Arten aus Südost-Asien nach Europa eingeschleppt. Heute bilden sie Massenvorkommen in vielen Fließgewässern und befinden sich weiterhin in einer sehr schnellen Ausbreitung.

Schon Ende des 18. Jahrhunderts wanderte nach dem Bau des Oginski-Kanals die Wandermuschel (Dreissena polymorpha) aus dem Schwarzmeer-Raum bei uns ein. Die Art ist wegen ihres Aussehens auch als Dreikant- oder Zebramuschel bekannt. Wie die Körbchenmuschel war auch die Wandermuschel zeitweilig eine Massenart, doch gehen ihre Bestände derzeit zurück. Übrigens scheint diese Muschel der Hauptgrund für das regelmäßige Vorkommen der Reiherente bei uns zu sein, denn sie sind die wichtigste Nahrung dieser Enten. Wandermuscheln finden wir heute in nahezu allen größeren stehenden Gewässern wie z.B. Kiesgruben, aber auch in langsam fließenden Gewässern.

Foto: StillgewässerAls einheimische Mitteleuropäer können die vier übrigen Großmuschelarten, die im Kreis Wesel vorkommen, gelten. Da ist zunächst die Malermuschel (Unio pictorum) zu nennen. Große stehende Gewässer, z. B. Kiesgruben, aber auch langsam fließende Gewässer mit sandigem oder schlammigem Boden sind ihr Lebensraum. Bei uns findet man sie in nahezu allen älteren Baggerseen, ziemlich selten auch in Fließgewässern wie dem Eyllschen Kendel. Früher nutzten Künstler die leeren Schalen, um darin ihre Farben zu mischen, daher stammt der Name.

Foto: KendelDie Aufgeblasene Flussmuschel (Unio tumidus) sieht der Malermuschel recht ähnlich. Strahlenförmige grüne Streifen und ein abgerundeter Schalenunterrand machen aber meistens die Bestimmung problemlos möglich. Sie kommt vor allem in Fließgewässern vor, in stehenden Gewässern ist sie seltener anzutreffen. Von den vier Großmuschelarten, die im Kreis Wesel vorkommen, ist sie in der Roten Liste von NRW als die gefährdetste Art eingestuft. Auch wenn die Verbreitung und Häufigkeit der Großmuscheln im Kreis Wesel noch längst nicht geklärt ist, scheint die Flussmuschel bei uns erfreulich häufig zu sein.

Foto: Verschiedene GroßmuschelnÜberwiegend in stehenden Gewässern findet man die Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina. Ihre Schalen sind viel zarter und dünnwandiger als die Schalen der beiden zuvor genannten Arten. Bei einer Untersuchung der Großmuscheln in Kamp-Lintfort gehörten von 3650 Muscheln immerhin 200 zu dieser Art. Besonders beeindruckend sind die Schalen der Großen Teichmuscheln (Anodonta cygnea, die über 30 cm lang werden können! Angeblich sollen sie über 20 Jahre alt werden. Diese Muschel kommt nur in stehenden Gewässern vor. In den Woyen entlang des Rheins sind sie ebenso zu finden wie in Altarmen von Rhein und Lippe und älteren Baggerseen. Auf dem Foto werden die Größenverhältnisse klar; von oben im Uhrzeigersinn: Große Teichmuschel, Gemeine Teichmuschel, Aufgeblasene Flussmuschel, Malermuschel.

Übrigens...
Manchmal findet man auch die Schalen einer Meeresmuschel bei uns an den Gewässern. Die haben dann allerdings nicht von sich aus den Weg an den Niederrhein gefunden, sondern sind die Reste einer Mahlzeit, die in den Monaten mit "R" zubereitet wurde. Denn nur in den kühlen Monaten des Jahres soll man die an unseren Küsten in großer Menge gezüchteten Miesmuscheln verzehren, im Sommerhalbjahr besteht die Gefahr einer bakteriellen Infektion ("Fischvergiftung").

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